Am 15. Mai 2016 gab die Thailändische Nationalparkbehörde (DNP) bekannt, dass Koh Tachai auf unbestimmte Zeit für Touristen und Schnorchler geschlossen bleibt. Hintergrund ist der unregulierte Massentourismus, der seit ca. drei Jahren auf Koh Tachai stattfand, obwohl diese Insel niemals für alltägliche touristische Tagesausflüge vorgesehen war.
Noch bis vor fünf Jahren war Koh Tachai ein quasi unberührtes Tropenparadies, welches nur sporadisch von den Touranbietern angefahren wurde. Wohlbekannt war Tachai nur bei den Tauchern, da der zugehörige Tauchplatz zwar zu den fortgeschrittenen, aber auch zu den besten Tauchplätzen der Similan Inseln zählt. Zuerst kamen natürlich die Wiederholungsgäste, die neben den Similans auch die anderen Inseln dieser Gegend erkunden wollten. Neben Besuchern die Tachai, als die einsamere Variante mit großem Strand, den zu dieser Zeit bereits sehr stark besuchten Similans, vorzogen, wurde Tachai auch ein beliebtes Ziel für Privatcharter und Gruppenausflüge. 2012 dann wurde die Schönheit der Insel so langsam zu ihrem Verhängnis. Denn mit dem ausserordentlich schönen Strand ließ sich gut Marketing betreiben und so wurden die ersten großen Veträge zwischen internationalen Reiseagenturen und den lokalen Billiganbietern von Speedboottouren geschlossen.
Seit 2012 schnellten dann die Besucherzahlen auf Tachai rasant in die Höhe, was 2015 endlich zu einem großen Aufschrei in Thailands Öffentlichkeit und Medienlandschaft führte. Mit Recht wurde darauf hingewiesen, dass es Touristen zwar erlaubt war Tachai zu besuchen, die Insel aber den Status einer „primitive Zone“ besitzt – also einer Zone mit erhöhtem Naturschutzstatus in der Tourismus sich dem Naturschutz unterordnen muss – ganz im Gegensatz zu den „visitor Zones“, wie z. B. Similan Insel Nr. 4 mit ihren vielen Einrichtungen für Tagesgäste. Die empfohlene Höchstgrenze von 70 Besuchern pro Tag wurde da schon teilweise zehnfach überschritten, was nur durch Korruption und Hintertreibung der Nationalparkgebühren vor Ort vor den Verantwortlichen in der Hauptstadt verborgen werden konnte – das öffentliche Interesse änderte dies schlagartig, da mit den vielen tausend Besuchern wohl auch einige umweltbewusste Thais die Lage zur Kenntniss nahmen und ihre Erfahrungen und Bedenken in Sozialen Netzwerken teilten. Diese öffentliche Aufmerksamkeit nahm rasch Dimensionen an, die von Regierung und Verwaltung nicht mehr zu ignorieren war, da Thailands Massenmedien relativ schnell auf diesen Zug aufsprangen.
Ende 2015 wurden von der neuen Militärregierung die ersten Änderungen an der Arbeitsweise der Nationalparks vorgenommen und für die letzte Saison war Koh Tachai unter verstärkter Beobachtung. Mitte Januar wurde dann von den Verantwortlichen der Plan gefasst, Tachai von nun an für den Massentourismus komplett zu sperren und nur noch Besuche zu Bildungs- und Forschungszwecken zuzulassen. Diese Information wurde auch zeitnah an die entsprechenden Tourunternehmen weitergegeben, damit diese sich auf die neue Situation rechtzeitig einstellen können. Öffentlich wurde die Sperrung dann auf der offiziellen Pressekonferenz zur turnusmäßigen Schließung aller Meeresnationalparks in der Andamanensee am 15. Mai bekanntgegeben.
Wie ist das zu bewerten?
Für Koh Tachai und die dortige Flora & Fauna ist das natürlich zuerst einmal eine gute Nachricht. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack, denn anstatt endlich einen Masterplan für beide Marine Parks und alle Inseln zu entwickeln – welcher auch die überlasteten Similan Inseln miteinbeziehen würde – hat diese Entscheidung eher den Charakter eines öffentlichkeitswirksamen Exempels. Die öffentlichen Aufregung wurde hiermit befriedigt, aber ohne an der umfassenden Gesamtproblematik – zuviele Besucher auf zu vielen, zu billigen Speedboottouren – etwas zu verbessern. Durch den Wegfall von Tachai aus dem Produktportfolio der Tourunternehmen wird natürlich der Besucherdruck auf die anderen Inseln steigen, was für die bereits strapazierten Similans keine gute Nachricht ist. Hier kämpfen weiterhin Kapital gegen Ökosystem – was sich durch strikte Vorgehensweise gegen Billigtouren durchaus lösen ließe. Wenn die Anbieter die gleichen Profite mit der Hälfte der Anzahl an Gästen erreichen könnten, wäre allen geholfen. Den Besuchern ist generell bewusst, dass Naturschutz und gesunde Tropeninseln nicht zum Billigtarif zu haben sind, daher läge die Verantwortung hier bei den Anbietern und vor allem auch den großen internationalen Reiseagenturen. Aus Erfahrung wissen wir, dass wann immer Geld gegen Naturschutz steht, das Geld gewinnt und der Markt von selbst aus nicht umweltfreundlich agiert, daher wäre ein Eingriff von Regierungsseite mit spezifischen Obergrenzen bei Besucherzahlen die einzige wirksame Lösung für alle Inseln.
Was können Sie persönlich tun?
Falls sie einen Besuch in Khao Lak planen und die Inseln sehen möchten: Meiden sie Billigangebote bei Speedboottouren! Diese sind das Grundproblem und fast alle anderen Probleme der Inseln resultieren daraus, da diese Besuchermassen ja nur in dieser hohen Anzahl kommen, weil es fast nichts kostet.
Ok, was ist denn so ein vertretbarer Preis?
Wenn Sie von Khao Lak aus auf die Inseln fahren möchten sind das mindestens 120 Kilometer auf hoher See (hin & zurück) – so eine Strecke kann prinzipiell nicht billig sein – alle Angebote unterhalb von 3.500,- THB / 80,- € pro Person sind daher als unverantwortlich anzusehen.
Dies alles wird natürlich Auswirkungen auf die hiesige Tourindustrie haben und noch sind alle Tourunternehmen in den Planungen für die nächste Saison – von daher sind zu diesem Thema weitere Neuigkeiten zu erwarten.
Was ändert sich für Taucher auf Koh Tachai?
Gottseidank rein gar nichts! Die neue Regelung sieht eine No-Go Zone von 500 Metern um Koh Tachai vor – der beliebte Tauchplatz Koh Tachai Pinnacle liegt ausserhalb dieser Zone und das Gerätetauchen wurde auch explizit von dieser Regelung ausgenommen. Tauchtouristen waren nie Teil dieses Problems, ihre Anzahl hält sich stabil in annehmbaren Grenzen und da Tauchtouren ja niemals Teil von Paketangeboten großer Reiseagenturen sein werden, besteht auch keine Gefahr des unkontrollierten Massentourismus in diesem Segment. Wie auch immer man Tachai betaucht – ob als Tagesausflug oder auf mehrtägigen Tauchsafaris – Strandbesuche der Taucher auf der Insel selbst fanden nie in nennenswertem Ausmaß statt, daher müssen auch die wenigsten Tauchbasen nun ihre Pläne andern.